Nachdem Bundesverkehrsminister Ramsauer schon seit Monaten über "Kampfradler" schwadroniert, die angeblich die Straßen unsicher machen und Unfälle verursachen würden, schlägt jetzt auch noch der Verkehrsgerichtstag in Goslar in die gleiche Kerbe. Kay Nehm, der Präsident des Verkehrsgerichtstages, behauptet: "Kaum ein Radler fährt mit vorgeschriebener Beleuchtung, kaum ein Radler kümmert sich um Fahrtrichtung oder um Ampeln." Die "offensichtliche behördliche Duldung lebensgefährlicher Verhaltensweisen" vieler Radler bezeichnete er als Skandal.
Da ist die Welt doch wieder schön einfach: Fahrradfahrer sind also an Unfällen selbst schuld, die immer weiter zunehmende Motorisierung von Autos kann damit also nichts zu tun haben. Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass der Verkehrsgerichtstag in Goslar maßgeblich vom ADAC gesponsert wird und dabei zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Automobilverbände und -industrie vertreten sind, jedoch keine Fürsprecherinnen oder -sprecher von Fußgängern, Fahrradfahrenden oder ÖPNV-Nutzenden. Dennoch hat die Konferenz einen erheblichen Einfluss auf die Gesetzgebung in Deutschland. Das dürft einer der Gründe sein, weshalb sowohl die Straßenverkehrsordnung als auch die Rechtsprechung nicht sonderlich fahrradfreundlich sind. Ein offensichtlich falsch informierter und fahrradfeindlicher Vorsitzender des Verkehrsgerichtstages macht die Lage sicher nicht besser.
Eine Initiative in Hannover nimmt den "Kampfradler"-Begriff auf und sagt: "Ja! Wir sind tatsächlich Kampfradler_innen. Wir verstoßen gegen die Regeln. Wer das Fahrrad als Verkehrsmittel ernst nimmt und es als Ersatz für das Auto benutzen will hat kaum eine andere Wahl. Denn Fahrradfahrer_innen haben es nicht leicht." Mehr dazu hier.